Der 2. und somit letzte Tag auf Island bricht an, nach all den Eindrücken des Vortags ist es ein wenig mühsam, sich erneut für ein relativ frühes Aufstehen zu motivieren. Doch der Zeitplan ist unerbittlich und so schleppe ich mich zum Frühstück, denn wenig später wartet der Bus zur nächsten Exkursion.
Zunächst geht es wieder nach Egilsstaðir ein kurzer Stopp bei der Seeschlange Klifa. Dieser Lagarfljótwurm (isländisch Lagarfljótsormurinn), auch
genannt, ist ein Tier, das angeblich im Lagarfljót, einem See nahe der isländischen Stadt Egilsstaðir, leben soll.
Ähnlich dem schottischen Nessie wird auch der Lagarfljótwurm als eine Art Seeschlange beschrieben, zu deren Länge die Angaben zwischen 10 und 90 Metern variieren. Die Vorstellung vom Lagarfljótwurm geht auf eine Sage zurück, die in Jón Árnasons Sammlung isländischer Volksmärchen und Legenden enthalten ist. Seit dem Jahr 1345 werden Sichtungen des Wurmes in verschiedenen Schriftstücken erwähnt.
Nächster Stopp: Gunnar Gunnarsons Hus,vorbei geht es durch das 740 ha große Hallormsstaðaskógur, in dem rund 80 verschiedene Arten von Bäumen wachsen.
Abseits der Touristenrouten befindet sich im Osten Islands ein Kleinod der Ruhe, welches auch kulinarische Überraschungen bietet. Die Rede ist von Skriðuklaustur. Dieser Ort hat seinen Ursprung in einer sehr alten Erzählung, die von einem Wunder berichtet und dazu führte, dass hier ein Kloster errichtet wurde.
In dieser Erzählung aus dem 15. Jahrhundert ist der Pastor von Valþjófsstaður auf dem Weg zu einem todkranken Menschen, um ihm den letzten Dienst zu erweisen. Aber auf dem Weg dorthin verliert er seinen Kelch und seine Patene (eine Art Schale). Auf der Suche nach den verlorenen Gegenständen findet ern diese auf einem kleinen Hügel unterhalb des Hofes von Skriða. Der Kelch ist mit Wein gefüllt und von der Patene abgedeckt, auf der ein Brot liegt. Zur Erinnerung an dieses Wunder wurde dort eine Kapelle gebaut, die an der Stelle, wo der Kelch und die Patene gefunden wurden, einen Altar hatte. Später wurde dort das Kloster Skriðuklaustur gegründet, das bis zur Reformation bestand, dann aber verlassen wurde und verwitterte.
Erst fünf Jahrhunderte später wurden die Überreste gefunden und Archäologen gruben die Ruinen des alten Augustinerklosters aus. Das Ergebnis der umfangreichen Ausgrabungen sind die nun freigelegten Grundmauern und Umrisse der Gebäude des Klosters, die von einer Aussichtsplattform überschaut werden können. Die Ausgrabungsstätte ist begehbar und Hinweisschilder geben einem die notwendige Orientierung, in welchem Gebäudeteil oder Zimmer man sich befindet.
Eine weiterer Fund auf dem Gelände des Klosters ist das Grab des Vagabunden Jón Hrak. Von ihm berichten viele Legenden in Island. Das besondere ist, dass er entgegen der üblichen Tradition in nordsüdlicher Richtung begraben liegt. Der Dichter Stephan G. Stephansson schrieb dazu in einem Gedicht folgende Zeilen, die den meisten Isländern bekannt sind: „Es ist kalt im Rücken des Chors; da liegt der alte Jón Hrak. Jeder liegt begraben von Ost nach West, jeder, aber nicht Jón Hrak.“
Natürlich lassen wir die Einladung zu Mittagessen nicht aus und dann geht es weiter zu einer Naturausstellung, die ich aber erfolgt reich schwänze und eine Zigarette im Gras und in Ruhe rauche. Dann geht es vorbei an einem Kraftwerk bis hin zum Hengifoss.
Wie viele Wasserfälle verdankt der Hengifoss seine Entstehung der letzten Eiszeit. Im Fljótsdalur wälzte sich während der Eiszeit ein mächtiger Gletscher dem Meer entgegen und tiefte das Tal wegen seiner großen Masse sehr stark ein. Die kleineren Gletscher in den Nebentälern konnten wegen ihrer deutlich geringeren Masse die Täler nur wenig eintiefen.
Nachdem die Gletscher am Ende der Eiszeit abgetaut waren, blieben an den Einmündungen der Nebentäler in das Haupttal Gefällestufen zurück. Oft haben die Wasserläufe der Nebentäler durch rückschreitende Erosion die Gefällestufe so weit zurückversetzt, das am Ausgang des Nebentals eine enge Schlucht entstanden ist.
An härteren Gesteinsschichten wird wie am Hengifoss die Höhendifferenz durch einen Wasserfall überwunden.
Leider ist der letzte Teil des Aufstiegs gesperrt und so bleibt uns nichts Anderes übrig, als umzukehren und zu aller Freude erst einmal in Egilstadir shoppen zu gehen.
Dort genehmige mir einen Kaffee aus einem Coffeeshop, doch da schmeckte der Kaffee, den ich in Schottland mal mit Klopapier gefiltert hatte, doch eindeutig besser.
Dann noch ein letzter Fotostopp vorm Hafen und es geht weiter zu einem 3-Gängemenü.
Nach einem Abschieds-Wikingerpunsch in Laterna Magica winken wir Island nach, als es so langsam am Horizont verschwindet, bis nur noch weiße Bergkuppen zu sehen sind.
Nebel zieht auf, um 21:30 ziehen wir uns in die Kabine zurück, draußen ist es sehr windig und feucht. Wir sehen noch lange vom Deck aus zu, wie Islands Berge mit der Abendsonne verschmelzen.
Auch heute blieben wir von Info-Veranstaltungen nicht verschont, es folgt eine Brückenbesichtigung.
Treffen ist vor der Cafeteria, Heðin holt uns ab und führt uns zur Brücke.
Diese Brücke ist im Vergleich zu den anderen Räumen des Schiffes, mal abgesehen von den Essbereichen, geradezu riesig. Wir erfahren, dass bei 25-16 Knoten 3 Motoren das Schiff durch den Atlantik antreiben.
Über eines der Kommunikationssysteme lauschen wir einem Notruf. Vor Aberdeen ist ein Mann über Bord gegangen, doch das ist leider außerhalb unserer Reichweite.
Der Käpt’n gesellt sich nach einer Weile hinzu und schaut eben so aus, wie Käpt’n Kirk, wenn er irgendwelche Alien an Bord seiner Brücke hat. Welcher Sternenschiffkäpitan hat schon gerne irgendwelche Klingonen auf der Brücke?
Aber schon bald ist er erlöst und es geht zum Mittagessen, Pause, dann packen wir schon mal und es geht wieder an Deck, die Hartgesottenen setzten sich dort zum Stricken hin. Mir fällt ein, dass ja heute das große Derby in Hamburg läuft, also besorge ich mir für 4 Stunden (kostet an die 5 Euro) Internetzugang und verfolge die Fußballpartie.
Gegen Abend ist ein Wikingermenü geplant und zu den Trachten der Schildmaide an Bord wird alles aufgefahren, was die Kombüse hergibt, einfach super lecker und alles toll zurechtgemacht. Es gibt jede Menge Fisch, wenn auch brutal zerfetzt von der Billig-Reisetruppe, die weiter hinten von uns sitzt. Es gibt merk würde Fische, die einen noch anschauen und jede Menge Kuchen mit ebenso reichhaltiger Sahne.
Wir orgeln uns ein letztes Mal auf der Norrøna so richtig voll.
Am nächsten Morgen packen wir unsere restlichen Sachen und verlassen die Kabine ein wenig wehmütig pünktlich um 9.00 Uhr und warten vor Gangway. 10:00 Anlegen, 30 min später sind wir wieder im Bus, der Fahrer erkennt uns sofort wieder und bringt uns zum Hotel. Dann steigen wir in unseren Wagen und sehen ein letztes Mal die Narröna, die weit hinten im Hafen liegt. Dann verlassen wir Hirtshals und fahren weiter nach Aarhus.
Wir machen eine kurze Pause und treffen einen Mitreisenden, auch ihm hat die Fahrt einfach nur toll gefallen. Dann steigt er in seinen Wagen und macht sich auf den langen Weg nach Lörrach.
Am frühen Abend sind wir wieder zu Hause. Wir kommen wieder, oder wir winken von den Lofoten rüber!